Gelungene Premiere: Impulse, Austausch und Weiterarbeit

Erster Online-Kongress zur sozial-ökologischen Transformation

Es war eine Premiere:
Die Evangelische Akademie im Rheinland und die Melanchthon Akademie haben zu einem ersten Online-Kongress zur sozial-ökologischen Transformation eingeladen. Viele Perspektiven, eine zentrale Frage: Was können Kirche und Christentum zum sozial-ökologischen Wandel beitragen?

Während in der ersten Kongresswoche Interviews mit zehn Referent:innen zu sehen waren, kamen am Dienstagabend (5. April) die Teilnehmenden zu Wort. Das Thema dieser ersten von drei Diskussionsrunden: Was kann, will und muss die Kirche im ökologischen Wandel leisten?

Oberbürgermeister von Wuppertal, Foto: Foto: Medienzentrum, Stadt WuppertalIm Zentrum der Diskussion stand die Frage, welche Stellung Kirche innerhalb der Bewegung für einen ökologischen Wandel einnimmt. Viele der Teilnehmer:innen äußerten, dass Kirche aus ihrer Sicht zu wenig im Zentrum der ökologischen Bewegung stehe. Vor allem junge Menschen sähen in der Kirche oft keinen Gesprächspartner, hieß es. „Jugend hat ihre Plattform schon außerhalb der Kirche gefunden. Was kann die Kirche da noch tun?“, fragte ein Teilnehmer. „In meiner Jugend hat die Kirche mir eine Sprache gegeben“, sagte eine Teilnehmerin. Doch mit Blick auf die Fridays for Future-Bewegung müsse man sagen, dass es heute auch ohne die Kirche gehe. „Das beunruhigt etwas“.

Beteiligung von jungen Menschen im kirchlichen Raum fördern
Viele Teilnehmer:innen teilten den Eindruck, es gelinge zu wenig, junge Menschen dafür zu gewinnen, sich innerhalb der Kirche für den ökologischen Wandel zu engagieren. Möglicherweise liege das daran, dass Resignation und Zweifel überwögen, äußerte eine Teilnehmerin. „Es fehlen wohl Personen wie zum Beispiel Greta Thunberg, die die Leute wachrütteln.“ Kirche kreise zu oft um sich selbst und interessiere sich zu wenig für die Bedürfnisse und Nöte der Menschen, kritisierte ein Teilnehmer.

Anna-Nicole Heinrich. Foto: Peter BongardKirche kann Räume und Gemeinschaftsleben bieten
Andere Teilnehmer:innen regten dazu an, verstärkt ins Gespräch mit jungen Menschen zu kommen. Ein Teilnehmer rief dazu auf, systematisch Orte zu kreieren, an denen Ältere und Jüngere miteinander in Kontakt kommen. Kirche müsse institutionell so organisiert sein, dass alle mitreden könnten und der Seiteneinstieg für junge Leute ermöglicht werde, schlug ein Teilnehmer vor. Mehrere Teilnehmer:innen forderten handlungsorientiertere Predigten in den Gottesdiensten. „Reden und Predigen muss eingebettet sein in das Tun,“ hieß es. Eine Stärke der Kirche sahen mehrere Teilnehmer:innen darin, dass sie spirituelle Räume und Gemeinschaftsleben bieten könne.

Was möchte ich selbst beitragen?
Rückblick auf den dritten Gesprächsabend

Gemeinsam weiterarbeiten am ökologischen Wandel: Mit diesem Vorsatz endete der erste Online-Kongress der Evangelischen Akademie im Rheinland und der Melanchthon Akademie. Vertiefende Diskussionen über die Inhalte des Kongresses und gemeinsame Handlungsoptionen sind geplant. Deutlich wurde der Wunsch nach neuen spirituellen Formen, die das praktische Handeln unterstützen.

„Was möchte ich selbst beitragen?“ So lautete die Frage am letzten Tag des knapp zweiwöchigen Online-Kongresses. In der Abschlussrunde zogen die Teilnehmer:innen das Fazit aus zehn Interview-Videos und zwei vorangegangenen Diskussionsabenden. Dabei wurde der Wunsch deutlich: „Wir müssen gemeinsam ins Handeln kommen“, wie eine Teilnehmerin formulierte. Vielfach äußerten die Teilnehmer:innen die Absicht, sich dazu mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. „Ich möchte mich in einer kleinen Gruppe austauschen und dann gemeinsam aktiv werden“, erklärte etwa eine Teilnehmerin. Ein Teilnehmer wünschte sich Mitstreiter, die gemeinsam überlegen, welche konkreten Änderungen im eigenen Leben zur ökologischen Transformation beitragen könnten.

Spiritualität als wichtige Quelle für das Engagement
Mehrere Teilnehmer:innen betonten, dass ihnen durch die Online-Interviews unter anderem die Bedeutung der Spiritualität für ihr Engagement verdeutlicht wurde. Eine tiefe Spiritualität könne in die Gesellschaft hineinwirken, stellte eine Teilnehmerin fest. Andere Teilnehmer:innen wünschten sich eine gemeinsame Suche nach unterstützenden spirituellen Formen und Inhalten. Auf Zustimmung stieß der Vorschlag einer Teilnehmerin, „christliche Spiritualität und Klimastreik zusammenzubinden“. So könnten etwa Andachten angeboten werden, bei denen sich Teilnehmer:innen von Klimaprotesten vor der Demo in einer Kirche sammeln. Ein Teilnehmer regte an, gemeinsam in Gruppen „die Bibel mit grünen Augen zu lesen.“ Der Reichtum, den die Bibel im Kontext der ökologischen Transformation biete, sei bislang noch zu wenig erschlossen. Eine Teilnehmerin berichtete von Andachten in der Natur, die auch dazu geeignet seien, Menschen anzusprechen, die nicht in die Kirche kommen.

Wunsch, sich zu vernetzen und im Gespräch zu bleiben
Zum Abschluss des Online-Kongresses entstand bei einer Reihe von Teilnehmer:innen die Idee, die dort begonnene Diskussion weiterzuführen. Konkret beschlossen einige Teilnehmer:innen, eine Online-Gruppe zu bilden, um sich über die Kongress-Videos auszutauschen, zunächst über das Interview mit Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover, zum Thema „Was für eine Kirche brauchen wir in Zeiten des Klimawandels?“ Die Videos, deren hohe inhaltliche Qualität viele Teilnehmer:innen lobten, stehen noch bis Ostern online auf der Website glaubeliebewandel.de

Weiterer Online-Kongress für 2023 geplant
Einig waren sich die Teilnehmer:innen in der positiven Beurteilung des erstmals erprobten Online-Kongress-Formats. In einer Schnellumfrage gaben 94 Prozent an, künftig gerne wieder an einem Online-Kongress der Kirche teilnehmen zu wollen. Die beiden Organisator:innen der Online-Veranstaltung, Kathrin S. Kürzinger von der Evangelischen Akademie im Rheinland, und Martin Horstmann von der Melanchthon Akademie, kündigten für nächstes Jahr eine Fortsetzung an.

  • 8.4.2022
  • Red
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